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Haltung zeigen – auch werktags

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Lutz Marmor, Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR) eröffnete den zweiten Tag der nr-Jahrestagung. Danach folgte Julia Friedrichs mit der “Rede zur Lage des Journalismus”, in deren Mittelpunkt sie die Arbeitssituation und Berufsrealitäten junger Journalisten stellte.

Eine “Begrüßungsrede zur Halbzeit” stellte Gastgeber Lutz Marmor in Aussicht und legte nach einem einführenden Satz den Finger in die Wunde der elfjährigen Tradition der Journalistenvereinigung netzwerk recherche. Nach den “nicht unerheblichen internen Auseinandersetzungen” des vergangenen Jahres habe man sich auch beim NDR die Frage gestellt, “können wir netzwerk recherche weiter unterstützen?” Bei der Abrechnung von Zuschüsses der Bundeszentrale für politische Bildung waren Unregelmäßigkeiten erkannt worden, die zum Bruch der Vereinigung mit ihrem Gründer Prof. Dr. Thomas Leif führte. “Meine Position ist klar,” so Marmor weiter. Die entscheidende Frage sei, dass man aus Fehlern lerne. Mit der Neuaufstellung von netzwerk recherche sei dies, so sein Eindruck aus der Beobachterperspektive, gelungen und bei der Aufarbeitung bleibe “Transparenz unerlässlich.” Nicht vergessen solle man, wofür das ehrenamtlich aktive netzwerk in der Sache stehe. Die Jahrestagung sei ein Forum für Journalisten aus der ganzen Republik, die hier Kontakte knüpfen und ihr Handwerk verbessern könnten. Er lade deshalb schon für nächstes Jahr zur Jahrestagung ein, denn auch die NDR-Mitarbeiter waren mit Freude und viel Engagement bei der Organisation dabei.

Hamburg steht ab Samstag mittag im Zeichen einer angekündigten Neonazi-Demo. Deshalb hob Lutz Marmor die Bedeutung investigativer Recherche und der Auseinandersetzung mit rechten Umtrieben hervor. “Die Medien spielen bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus eine wichtige Rolle. ” Sie sollten “Haltung zeigen für Demokratie”, forderte Marmor.

Er nannte als Beispiel  ein von  NDR-Mitarbeitern initiiertes trimediales Projekt “Der Norden schaut hin”, das einen Überblick über die rechte Szene und vor allem über das Engagement gegen diese Umtriebe informieren  wolle. Hier geht es zum Projekt “Der Norden schaut hin”

Die traditionelle “Rede zur Lage des Journalismus” hielt anschließend die junge Autorin Julia Friedrichs. “Die Gegenwart junger Journalisten ist prekär”, sagte sie.  Von einer Goldenen Zukunft des Journalismus habe sie letztmals 1999 auf  der Universität gehört. Aber: “Auch Professoren könne sich irren.”

Friedrichs warnte eindringlich davor, Journalismus ausschließlich unter wirtschaftlichen Kriterien zu beurteilen und Beiträge nur als “Produkte” oder “Stücke” in der “Content”-Lieferkette wahrzunehmen.

Sie habe sich mit 17 Jahren in den Beruf verliebt, berichtete die Rednerin. Bei der Lokalzeitung habe  sie das Gefühl bekommen, “eine Stimme zu haben, die jemand hört oder besser liest”.

Zitate: “Wem ist der größere Vorwurf zu machen? Den jungen Journalisten, die bereit sind, alles zu tun, um einen Fuß in die Redaktionen zu bekommen? Oder denen, die genau das ausnutzen?”

“Es ist ungehörig, Gehälter und Honorare zu drücken. Es ist erniedrigend, den Erfolg von journalistischer Recherche nur in Marktzahlen zu messen. Und es ist gefährlich, wenn die Grenze zwischen Journalismus und Public Relations nicht mehr unverrückbar steht.”

“Es gibt etwas zu verteidigen!” Friedrichs appellierte an ihr Publikum, sich für journalistische Grundsätze und gute Arbeitsbedingungen einzusetzen. Und sie rief die  älteren Kollegen auf:  “Vergessen Sie nicht, den Idealismus der Jungen zu bewahren.”

 

 


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